Erste Hilfe

Überprüfung des Gesundheitszustand und Alters

Flugunfähige Jungtiere findet man nur im Zeitraum Ende Mai bis Anfang August. Sind die Tiere noch nicht oder nur spärlich behaart, so sind sie noch völlig auf die Muttermilch angewiesen. Können sie nicht in die Kolonie zurückgebracht werden, kann man versuchen, sie mit Milch für Hunde- oder Katzenwelpen (im Zoohandel erhältlich) zu ernähren. Nehmen die Tieren Nahrung an, erfolgt die Unterbringung an einem warmen Ort (ca. 25-30°C, z.B. Wärmeflasche verwenden). Die Fütterung sollte im Abstand von ca. 2 Std. erfolgen, mit anschließender Bauchmassage, um die Verdauung anzuregen. Wird die Nahrungsaufnahme verweigert, hält man die Tiere etwas kühler (ca. 15-20°C ), da sie so weniger Energie verbrauchen, und setzt sich umgehend mit einem Experten in Verbindung.

Ältere Jungtiere können u.U. schon Insekten fressen. Dies testet man, indem man ihnen frisch getötete Insekten oder den weichen Körperinhalt von Mehlwürmern mit einem sauberen Pinsel anbietet (an die Lippen halten bzw., falls das Tier das Maul öffnet, mit dem Pinsel in kleinen Portionen an die Zähne oder an die Zunge bringen) und auf Kaubewegungen achtet.

1. Jungtiere, die noch gesäugt werden

Ist das Quartier bekannt, aus dem die Jungen stammen, und ist der Platz, an dem sich die Fledermäuse aufhalten zugänglich, so sollten die Findlinge unverzüglich zurückgebracht werden. Sie sollten in der Hand aufgewärmt werden, bis sie aktiv sind und dann so nahe an die Kolonie gesetzt werden, daß sie nicht weiter als etwa 50 cm bis zu den anderen Tieren hinklettern müssen und keine Hindernisse zu überwinden sind. Ist dies nicht möglich, so kann man die Jungtiere eine Nacht lang an einer exponierten Stelle nahe an der Kolonie absetzen. Man bringt sie in einer breiten, glattwandigen Schüssel unter, in deren Mitte die Tiere an einem Tuch, welches z.B. über einen Blumentopf gelegt wurde, hochklimmen können. Die Mutter muss freien Anflug zu der Schüssel haben. Befindet sich die Kolonie im Dachstuhl, so sollte die Schüssel unter den Hang- bzw. Versteckplätzen aufgestellt werden, bei anderen Quartieren ist ein Platz möglichst nahe am Ausflug zu wählen (Katzen oder andere Freßfeinde dürfen die Schüssel nicht erreichen). Es wurde verschiedentlich beobachtet, daß Fledermausweibchen ihre herabgefallenen Jungen wieder aufnahmen und sie zurück in die Kolonie transportierten. Man sollte die Jungen nur an warmen Abenden (>10°C) bei der Kolonie absetzen, da sich die Alttiere bei kaltem und regnerischem Wetter u.U. in Lethargie befinden und dann nicht ausfliegen. Ist das Quartier nicht bekannt, unzugänglich oder werden die Jungen nicht angenommen, so sollte man sich unverzüglich mit Fachleuten in Verbindung setzen. Bis dahin kann versucht werden, die Findlinge mit Welpenmilch für Hunde oder Katzen (im Zoohandel erhältlich) zu ernähren.
Abb.: Schüssel mit Tuch (über Blumentopf gelegt) in der Jungtiere ihren Müttern zu Abholung "angeboten" werden können.

2. Größere Jungtiere, die schon Insekten fressen.

In solchen Fällen sollten die Tiere gefüttert und getränkt werden. Falls möglich, sind sie wieder in die Kolonie zurückzubringen, aus der sie stammen. Können sie bereits etwas fliegen, so kann man sie, wenn die Kolonie in einem Dachstuhl siedelt, dort freilassen. Bei sonstigen Quartieren sind sie unmittelbar ins Versteck der Kolonie zu setzen. Nur wenn sie noch keine Flugversuche unternehmen, dürfen sie die Nacht über außerhalb des Quartiers ihren Müttern zur "Abholung" angeboten werden. Ist es nicht möglich, die Tiere in ihre Kolonie zurückzubringen, kann versucht werden, sie aufzuziehen. In diesem Fall muß jedoch unverzüglich Verbindung zu Fachleuten aufgenommen werden.

3. Erwachsene Tiere

Sind sie unverletzt und wurden sie im Zeitraum April-Oktober gefunden, sollten sie getränkt und wenn möglich gefüttert werden. Dann sollte geprüft werden, ob sie tatsächlich voll flugfähig sind (Start vom Boden, vgl. 1.2). Bei Einbruch der Dämmerung sind sie möglichst am Fundort wieder freizulassen. Dazu setzt man sie in ein Stoffsäckchen (mit Wäscheklammer verschließen), welches im Freien in ca. 2 m Höhe mit der Öffnung nach unten angebracht wird. Dies kann bereits vor der Dämmerung erfolgen. Bei Dunkelheit öffnet man das Säckchen. Die Fledermaus kann jetzt den Zeitpunkt des Abfluges selbst bestimmen. Nur an sehr kalten Tagen (Temperatur bei Sonnenuntergang unter 8°C) sollten die Tiere nicht ausgesetzt, sondern bis zu einer Wetterbesserung weitergepflegt werden. Sind die Tiere verletzt oder werden sie im Zeitraum November-März gefunden, so sollte man sich wiederum an Fachleute wenden. Tiere, die sich in Winterschlaf befinden, sollten nicht näher untersucht und kühl untergebracht werden. Sind die Tiere wach, muß versucht werden, sie zu tränken und eventuell zu füttern.